Donnerstag, 26. Februar 2015

Ist frei sein normal?

Eine aktuelle Publikation von Benno Gammerl aus dem Vorstand von IQN beschäftigt sich mit den ambivalenten Auswirkungen der sexuellen Revolution auf schwules Leben seit den 1970er Jahren zwischen Emanzipation und Normalisierung. 

Damit bietet er eine Perspektive auf Fragen der sexuellen Befreiung, die sich deutlich von derjenigen unterscheidet, die Ulrike Heider in ihrer Queer Lecture am 8. Dezember 2014 entwickelt hat.

Die 1970er Jahre sind in der schwulen Erinnerung und Geschichtsschreibung so etwas wie eine historische Utopie. Vor Aids, vor der Verbürgerlichung der Schwulenbewegung, vor den hetero- und homonormativen Rückschlägen der Debatten über Homo-Ehen, da war – so würden manche sagen – der schwule Sex noch in Ordnung. 


Ohne bestreiten zu wollen, dass sich die Situation männerliebender und männerbegehrender Männer im sogenannten Westen damals entschieden zum Besseren veränderte, versucht Benno Gammerl in seinem Beitrag zu zeigen, dass gleichzeitig auch problematische Entwicklungen einsetzten. 

Der Sex wurde zunehmend normalisiert, flexibilisiert und in eine ökonomische Verwertungslogik integriert. Die Einzelnen sahen sich immer mehr dem Druck ausgesetzt, ihr Sexleben zu optimieren, wofür – so die These – nicht zuletzt die widersprüchliche Doppelnorm aus Monogamie und Promiskuität entscheidend war.

Benno Gammerl
Ist frei sein normal?
Männliche Homosexualitäten seit den sechziger Jahren zwischen Emanzipation und Normalisierung,

erschienen im Band: Sexuelle Revolution? Zur Geschichte der Sexualität im deutschsprachigen Raum seit den 1960er Jahren

Herausgegeben von  Peter-Paul Bänziger / Magdalena Beljan / Franz X. Eder / Pascal Eitler

transcript-Verlag

376 Seiten
Print 29,99 €
E-Book 26,99 €
ISBN 978-3-8376-2064-1