Homosexualität, Strafrecht
und
westdeutsche Medien
zwischen 1969 und 1980
Besprechung der Queer Lecture von
Prof. Michael Schwartz am 11. Juni 2015 im taz.Café Berlin
Prof. Michael Schwartz am 11. Juni 2015 im taz.Café Berlin
Von Maria Borowski & Bodo Niendel
Als in der alten Bundesrepublik 1969 die einfache Homosexualität[1] entkriminalisiert wurde, veränderte sich der Umgang mit Homosexuellen im Bereich der liberalen Medien (u. a. Der Spiegel, die FAZ).
Screenshot eines SPIEGEL-Aufmachers aus dem Jahr 1973 |
Michael Schwartz präsentierte kompakt und aufschlussreich den Diskurs der Homosexuellen-Emanzipationsbewegung, wobei sein Fokus auf den männlichen Homosexuellen lag, weil diese im Mittelpunkt des juristischen und medialen Interesses lagen. Er hielt beginnend fest, dass zwischen 1969 und 1980 ein sich langsam vollziehender Wertewandel in Bezug auf Homosexuelle zu erkennen ist.[2]
Von Homophil zu Homosexuell zu Schwul
Die Veränderungen betrafen die Medien als auch die Männer liebenden Männer selbst. Anfang der Siebziger Jahre herrschte der Terminus „homophil“ als Selbstbeschreibung sowie in den Zeitungen als Fremdbezeichnung vor.
Zum Beispiel gründete sich 1970 noch der Interessenverband Deutscher Homophiler. Wohingegen ab 1972 „homosexuell“ als Eigenbezeichnung genutzt wurde, zum Beispiel die „Homosexuelle Aktion Hamburg“.
Dass der Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1970) ein ausschlaggebender Faktor bei der veränderten Eigenwahrnehmung war, bezweifelte Michael Schwartz nicht, dennoch würde er den Film nicht als den wichtigsten Punkt benennen wollen, der bestimmte Veränderungen beschleunigte.